Darum ist die Welt so groß
Sie ist da. Immer. Einfach da. Sie wärmt uns. Doch wenn wir nicht aufpassen, verbrennt sie unsere Haut. Sie vertreibt die dunkelsten Nächte und sie kann so herrlich kitschig im Meer versinken, dass es einem ganz warm ums Herz wird. Ohne Sonne gäbe und gibt es kein Leben auf der Erde. Kein Wunder also, dass der mächtige Stern schon oft besungen wurde oder Dichter inspiriert hat: „Wo wir uns der Sonne freuen, sind wir jede Sorge los. Dass wir uns in ihr zerstreuen, darum ist die Welt so groß“, reimte einst Johann Wolfgang von Goethe. Und Julius Langbehn resümierte gegen Ende des 19. Jahrhunderts: „Mit den Menschen ist es wie mit den Blumen: Sie brauchen nicht nur Wasser, sondern auch Sonne“. Und damit hatte der deutsche Schriftsteller und Kulturkritiker wohl recht. Denn die Sonne, Zentrum unseres Sonnensystems, ist ein gigantischer Feuerball und ein verlässlicher Kernreaktor. In seinem Innern verschmilzt Wasserstoff zu Helium und setzt dabei riesige Energiemengen frei. Das muss man sich einmal vorstellen: In nur einer Sekunde wandelt die Sonne ungefähr fünf Millionen Tonnen Masse in Energie um, die sie in Form von Wärme und Licht in den Raum und damit auch an die Erde abgibt. Mit anderen Worten: Sonnenstrahlen speisen unseren Energiehaushalt und erwärmen unsere Oberfläche. Ohne sie wäre auf der Erde Dauerfrost angesagt, mit minus 18 Grad und einer fetten Eisschicht. Wer will das schon?
Barbara Siemens schreibt auf planet-wissen.de: „Beruhigend ist: Unsere Sonne wird noch etwa fünf Milliarden Jahre scheinen. Allerdings wird es gegen Ende dieser Zeit nicht mehr so mollig warm auf der Erde sein, sondern kochend heiß. Dann ist die Sonne endgültig lebensfeindlich. Bis dahin könnten die Menschen ihre Wohltaten noch nutzen.“
Und exakt aus diesem Grund liegt diese Broschüre vor Ihnen, denn Ulm hat die Kraft der Sonne erkannt und mit der Gründung der Solarstiftung zahlreiche Projekte angestoßen, um die wertvolle Energie sinnvoll für uns alle zu nutzen. Unzählige Aktivitäten und Initiativen sind aus ihr in den vergangenen Jahrzehnten hervorgegangen und wurden auf einen nachhaltigen Weg gebracht. So viele, dass diese Jubiläumsbroschüre nicht den Anspruch auf Vollständigkeit erheben kann und will.
Im Dezember dieses Jahres jährt sich die Gründung der Solarstiftung Ulm / Neu-Ulm nun zum 25. Mal. Für die Stadt Ulm ist dies ein schöner Grund, um diese Chronologie der umfassenden Aktivitäten und der vielen großen und kleinen Erfolge zu veröffentlichen.
Neben Texten über die Idee dieser bundesweit einzigartigen Initiative und Beiträgen unter anderem über die Solarflotte, die Passivhaussiedlung, das Solardorf Ermingen und, und, und, widmet sich ein Kapitel auch der Zukunft. Aus diesem Grund lassen wir aktive Wegbegleiter, Wissenschaftler und Vertreter der regionalen Politik und Wirtschaft zu Wort kommen, denen wir die Frage gestellt haben:
Was waren für sie die größten Errungenschaften der Solarstiftung und wie sollte die Stadt und die Region sie für die Zukunft nutzen?
Wir alle wissen: Im Gegensatz zum Jahr 1995, als die Solarstiftung aus der Taufe gehoben wurde, gehört die effektive Nutzung der Sonnenenergie längst zum Standard, viele neue Verfahren und Techniken zur Nutzung erneuerbarer Energien sind geboren und selbst schon längst aus den Kinderschuhen entwachsen. Doch dürfen wir nicht aufhören, weiter zu forschen, uns auszutauschen, uns gegenseitig zu begeistern. Letztendlich dürfen wir nicht aufhören, für diese Idee zu brennen und so auch weiterhin im Geist der Solarstiftung zu denken und zu handeln. Denn das wäre fatal für unsere Gesellschaft und unsere gemeinsame Zukunft. Die gute Nachricht: Die Sonne macht auf jeden Fall mit.
Stefan Loeffler